
Pflegestufe 4
Inhalt
„Bevor ich hierhergezogen bin, habe ich noch einmal all meine Freundinnen angerufen. Ich habe mich verabschiedet und ihnen ein schönes Leben gewünscht. Das ist ein neuer Abschnitt, und das Alte hat damit nichts mehr zu tun.“ So beginnt die Geschichte einer Bewohnerin, die einen radikalen Bruch erlebt und all das Vertraute hinter sich lässt. Es ist der letzte Umzug, der oft aus der Not heraus geschieht, weil es keine Alternativen mehr gibt. Für viele markiert dieser Lebensabschnitt das Ende der Selbstbestimmung, während andere die Chance sehen, in einer neuen Gemeinschaft aufzublühen.
Leni Plöchl gewährt mit Pflegestufe 4 einen einfühlsamen Blick auf das Leben im Senior*innenheim. Das veraltete Prinzip „warm, satt, sauber“ bleibt ein ständiger Begleiter – ein Versuch, Grundbedürfnisse zu erfüllen, aber auch ein Abbild eines Systems, das sich auf das Nötigste beschränkt. Das Stück thematisiert die Spannung zwischen Fürsorge und Funktionalität, Menschlichkeit und Management. Es erzählt von leisen Abschieden, stillen Kämpfen und unerwarteten Momenten des Aufblühens.
Für viele ist der Umzug in ein Pflegeheim ein einschneidender Schritt, und das Warten wird oft zum ständigen Begleiter – auf Besuch, auf das nächste Essen, auf die Nacht. Neben den Bewohner* innen beleuchtet Plöchl auch das Personal: Wie bleibt man Mensch, wenn der Alltag zwischen Pflege- und Dienstplänen zermahlen wird? Was passiert, wenn Roboter die Aufgaben übernehmen?
Pflegestufe 4 zeigt, wie die Bewohner*innen sich in ihrem letzten Wohnort einrichten – ein Ort, der für einige eine Endstation und für andere einen Neubeginn darstellt. Es stellt die Frage, wie wir mit der letzten Lebensphase umgehen und ob es gelingt, das „Zuhause“ im „Heim“ zu bewahren. Was bleibt, wenn Routine den Tag bestimmt? Was bleibt, wenn das Licht ausgeht?
Pressestimmen
"Pflegestufe 4 lässt dank seines Themas und der gelungenen Aufbereitung als Doku-Theater wohl niemanden restlos kalt."
Lukas Wodicka, APA, 24.01.2025
"Diese Berichte sind manchmal bitter, manchmal hoffnungsvoll und sehr oft getragen von subtilem Humor. Überhaupt ist der Abend trotz der Schwere des Themas meist ziemlich witzig."
Guido Tartarotti, Kurier, 25.01.2025
"Plöchl entwirft ein differenziertes Bild der Heimsituation in Österreich, das vor allem dank der berührenden Originalstimmen der alten Damen und Herren auch oft ein Schmunzeln zulässt."
Martin Pesl, Falter, 05/2025
Mit: Leni Plöchl und Bewohnerinnen
Dramaturgie: Michaela Adelberger
Schnitt: Jegor (Georgii) Glazkov
Musik: KMET
Outside Eye: Ed. Hauswirth
Beratung Ausstattung: Caro Wiltschek
Mapping: Saleh Rozati